Leseprobe
Kapitel:
Mulchrohstoffe für Totalmulch
Stroh ist
das bekannteste Mulchmaterial. Sowohl im Selbstversorgergarten
als auch im Erwerbsanbau wird es eingesetzt, sei es bei
Erdbeerkulturen oder im Gewächshaus. Viele Gärtner sind
durch die Bücher von Ruth Stout, der "Queen of Mulch"
darauf aufmerksam geworden und haben damit ihre ersten
Mulcherfahrungen gemacht. Besonders im Selbstversorgergarten ist
es ein guter Allroundmulch. Im Erwerbsbetrieb ist Stroh am besten
für Kulturen geeignet, die gepflanzt werden. Bei sehr langen
Saatrillen ist es mühsam, es auseinanderzuziehen.
Mangoldanbau
im Stroh-Dauermulch
Es ist in
landwirtschaftlichen Betrieben meist in großen Mengen
verfügbar und in den Kleinballen sehr gut zu handhaben. Die
Kosten liegen im Einkauf bei 0,30 bis 1,- Euro /Kleinballen. Will
man die Ballen im Freien lagern, deckt man sie mit einer Plane
ab, da sie sonst mit der Zeit verfaulen und auseinander fallen.
Gelegentlich sieht man auch halbverrottete Rundballen am Feldrand
liegen. Kann man sie transportieren, sind sie für den
Mulchgarten gut geeignet. Wenn man den Besitzer darum bittet,
wird man sie kostenlos erhalten. Doch so groß und (meist)
feucht wie sie sind, ist das Verladen schwierig. Das Stroh wird
bis zu 20 cm hoch ausgebracht, indem die Ballen mit der Hand
auseinander gerissen werden. Die Bänder, die die Strohballen
halten, sind aus Kunststoff oder Sisal. Sofern nicht vom
Ökobetrieb, sollten die Sisalbänder separat entsorgt
werden, da sie möglicherweise mit Altöl bei der
Herstellung gleitfähig gemacht wurden und dadurch belastet
sind. Mulch im Erdbeer-Erwerbsanbau: ca. 60-70 Rundballen pro
Hektar.
Das Mulchen kann
zu fast jeder Jahreszeit geschehen, ob zu Beginn der
Kulturführung (außer im Frühjahr) oder in einem
sauberen Pflanzenbestand. Mit der Zeit sackt das Stroh immer mehr
zusammen, so dass nach einer Vegetationsperiode die Schicht
erneuert werden muss. Die Feuchtigkeit wird gut gehalten, es
trägt zur Humusbildung bei und läßt kein Licht an
den Boden. So wird der Aufwuchs von Samenkräutern
zuverlässig verhindert. Achtung: Wenn Wurzelunkräuter
vorhanden sind, werden diese durch den (Stroh)Mulch eher
gefördert! (Siehe dazu im Kapitel: Die Technik des
Urbarmachens durch Pappmulch.)
Leider wird bei
größerem Bedarf dem Getreidefeld eine wichtige
Kohlenstoffquelle entzogen, die es selbst zur Humusbildung
benötigt. In biologisch arbeitenden Betrieben ist es deshalb
nicht immer verfügbar. Beim Einsatz von konventionellem
Stroh ist darauf zu achten, das vom Landwirt keine
Halmverkürzungsmittel gespritzt wurden. Es handelt sich bei
diesen Produkten (z.B. Cycocel) um eine Chlorverbindung
(Wirkstoff: Chlormequatchlorid), die von der Pflanze in den Halm
eingebaut wird und ihn durch Hemmung des Zellenwachstums
verkürzt. Es baut sich auch durch langjährige Lagerung
nicht ab. Wird solches Stroh in der Mulchkultur eingesetzt, kann
es sich mit Wachstumsdepressionen beim Gemüse bemerkbar
machen, wie auch in konventionellen Versuchen festgestellt wurde
(Zeitschrift Gemüse 1/'91, S.109). Insofern kommt bei
konventioneller Herkunft meist nur Gerstenstroh infrage, da
dieses Getreide wegen seines natürlich kurzen Halmes nicht
immer zusätzlich belangt wird – leider aber mit
zunehmender Tendenz, also nachfragen. [Anmerkung:
Halmverkürzungsmittel werden zur
Ertragsmaximierung eingesetzt, da beim konventionellen Getreide
die Ähren für den Halm zu schwer sind und sich durch
starken Regen leicht flachlegen. Das deutet grundsätzlich
auf einen zu hohen Gehalt an leicht löslichem Stickstoff im
Boden und in der Pflanze hin. Das Getreide ist fehlernährt -
eine Folge der Mineraldüngung.]
Andere
Spritzmittel wie Fungizide werden nicht in die Pflanzen eingebaut
und zersetzen sich schneller. Trotzdem ist der Einsatz von
Biostroh vorzuziehen, da sich eher eine erwünschte
Mykorrhiza (Wurzelpilze) oder andere, vielleicht eßbare
Pilze entwickeln können.
Im Stroh können
Wildkrautsamen enthalten sein, die im Falle der z.B. Distel sehr
unangenehm sind. Deshalb fragt man den Bauern besser vorher,
welche Wildkräuter bei ihm auf dem Acker vorkommen oder
schaut sich vor der Ernte um.
Ein Nachteil
kann die Mulchdecke im Frühjahr sein, da sie aufgrund ihrer
dämmenden Eigenschaften auch zu dieser Jahreszeit die
Bodenerwärmung verhindert. Der Mulch läßt sich
zwar beiseite räumen, nur ermuntert das ebenfalls die
Frühjahrskeimer. Für frühe Kulturen empfiehlt sich
der Einsatz von dunklem vorkompostiertem Mulchmaterial, wie
weiter unten beschrieben. Dafür wirkt der Strohmulch in
heißen Sommern ausgleichend und bietet dem Bodenleben in
dem strukturreichen Material einen angenehmen Lebensraum. Für
Erdbeeren kann die fehlende Bodenerwärmung im Frühjahr
vorteilhaft sein, wenn sich die Blüte dadurch erst nach den
Spätfrösten entfaltet.
Strohhäcksel
sind als Mulch auch möglich. Es lohnt sich jedoch nicht
unbedingt, sie zu zerkleinern, außer wenn es der besseren
Bearbeitung dient. Weiterhin kommen – wo vorhanden –
Dinkel- und andere Getreidespelzen aus einer Schälmühle
in Frage. Sie liegen recht locker und ermöglichen den
Einsatz einer Hacke.
Im Zusammenhang
mit Strohmulch wurde immer wieder die angebliche Stickstoff (N)-
Fixierung als problematisch erachtet. Dazu die Zeitschrift
"Gemüse" (1/91, S.110): "Nmin-Analysen
unter dem Strohmulch zeigten im Vergleich zu anderen Mulcharten
und zu unbedecktem Boden keine N-Fixierung." Mehr dazu unter
dem Stichwort Nährstoffhaushalt, Kapitel "Der Mulch als
Biotop".
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