Leseprobe zum Handbuch

 

 

Mulch und Untersaaaten im Gemüseanbau ohne Bodenbearbeitung

 

 


Ein kleines Handbuch für Selbstversorger und Erwerbsgärtner



von Burkhard Kayser

 



 

 

 

 

Leseprobe

Kapitel: Mulchrohstoffe für Totalmulch



Stroh ist das bekannteste Mulchmaterial. Sowohl im Selbstversorgergarten als auch im Erwerbsanbau wird es eingesetzt, sei es bei Erdbeerkulturen oder im Gewächshaus. Viele Gärtner sind durch die Bücher von Ruth Stout, der "Queen of Mulch" darauf aufmerksam geworden und haben damit ihre ersten Mulcherfahrungen gemacht. Besonders im Selbstversorgergarten ist es ein guter Allroundmulch. Im Erwerbsbetrieb ist Stroh am besten für Kulturen geeignet, die gepflanzt werden. Bei sehr langen Saatrillen ist es mühsam, es auseinanderzuziehen.


Mangoldanbau im Stroh-Dauermulch

Es ist in landwirtschaftlichen Betrieben meist in großen Mengen verfügbar und in den Kleinballen sehr gut zu handhaben. Die Kosten liegen im Einkauf bei 0,30 bis 1,- Euro /Kleinballen. Will man die Ballen im Freien lagern, deckt man sie mit einer Plane ab, da sie sonst mit der Zeit verfaulen und auseinander fallen. Gelegentlich sieht man auch halbverrottete Rundballen am Feldrand liegen. Kann man sie transportieren, sind sie für den Mulchgarten gut geeignet. Wenn man den Besitzer darum bittet, wird man sie kostenlos erhalten. Doch so groß und (meist) feucht wie sie sind, ist das Verladen schwierig. Das Stroh wird bis zu 20 cm hoch ausgebracht, indem die Ballen mit der Hand auseinander gerissen werden. Die Bänder, die die Strohballen halten, sind aus Kunststoff oder Sisal. Sofern nicht vom Ökobetrieb, sollten die Sisalbänder separat entsorgt werden, da sie möglicherweise mit Altöl bei der Herstellung gleitfähig gemacht wurden und dadurch belastet sind. Mulch im Erdbeer-Erwerbsanbau: ca. 60-70 Rundballen pro Hektar.

Das Mulchen kann zu fast jeder Jahreszeit geschehen, ob zu Beginn der Kulturführung (außer im Frühjahr) oder in einem sauberen Pflanzenbestand. Mit der Zeit sackt das Stroh immer mehr zusammen, so dass nach einer Vegetationsperiode die Schicht erneuert werden muss. Die Feuchtigkeit wird gut gehalten, es trägt zur Humusbildung bei und läßt kein Licht an den Boden. So wird der Aufwuchs von Samenkräutern zuverlässig verhindert. Achtung: Wenn Wurzelunkräuter vorhanden sind, werden diese durch den (Stroh)Mulch eher gefördert! (Siehe dazu im Kapitel: Die Technik des Urbarmachens durch Pappmulch.)

Leider wird bei größerem Bedarf dem Getreidefeld eine wichtige Kohlenstoffquelle entzogen, die es selbst zur Humusbildung benötigt. In biologisch arbeitenden Betrieben ist es deshalb nicht immer verfügbar. Beim Einsatz von konventionellem Stroh ist darauf zu achten, das vom Landwirt keine Halmverkürzungsmittel gespritzt wurden. Es handelt sich bei diesen Produkten (z.B. Cycocel) um eine Chlorverbindung (Wirkstoff: Chlormequatchlorid), die von der Pflanze in den Halm eingebaut wird und ihn durch Hemmung des Zellenwachstums verkürzt. Es baut sich auch durch langjährige Lagerung nicht ab. Wird solches Stroh in der Mulchkultur eingesetzt, kann es sich mit Wachstumsdepressionen beim Gemüse bemerkbar machen, wie auch in konventionellen Versuchen festgestellt wurde (Zeitschrift Gemüse 1/'91, S.109). Insofern kommt bei konventioneller Herkunft meist nur Gerstenstroh infrage, da dieses Getreide wegen seines natürlich kurzen Halmes nicht immer zusätzlich belangt wird – leider aber mit zunehmender Tendenz, also nachfragen. [Anmerkung: Halm­verkür­zungsmittel werden zur Ertragsmaximierung eingesetzt, da beim konventionellen Getreide die Ähren für den Halm zu schwer sind und sich durch starken Regen leicht flachlegen. Das deutet grundsätzlich auf einen zu hohen Gehalt an leicht löslichem Stickstoff im Boden und in der Pflanze hin. Das Getreide ist fehlernährt - eine Folge der Mineraldüngung.]

Andere Spritzmittel wie Fungizide werden nicht in die Pflanzen eingebaut und zersetzen sich schneller. Trotzdem ist der Einsatz von Biostroh vorzuziehen, da sich eher eine erwünschte Mykorrhiza (Wurzelpilze) oder andere, vielleicht eßbare Pilze entwickeln können.

Im Stroh können Wildkrautsamen enthalten sein, die im Falle der z.B. Distel sehr unangenehm sind. Deshalb fragt man den Bauern besser vorher, welche Wildkräuter bei ihm auf dem Acker vorkommen oder schaut sich vor der Ernte um.

Ein Nachteil kann die Mulchdecke im Frühjahr sein, da sie aufgrund ihrer dämmenden Eigenschaften auch zu dieser Jahreszeit die Bodenerwärmung verhindert. Der Mulch läßt sich zwar beiseite räumen, nur ermuntert das ebenfalls die Frühjahrskeimer. Für frühe Kulturen empfiehlt sich der Einsatz von dunklem vorkompostiertem Mulchmaterial, wie weiter unten beschrieben. Dafür wirkt der Strohmulch in heißen Sommern ausgleichend und bietet dem Bodenleben in dem strukturreichen Material einen angenehmen Lebensraum. Für Erdbeeren kann die fehlende Bodenerwärmung im Frühjahr vorteilhaft sein, wenn sich die Blüte dadurch erst nach den Spätfrösten entfaltet.

Strohhäcksel sind als Mulch auch möglich. Es lohnt sich jedoch nicht unbedingt, sie zu zerkleinern, außer wenn es der besseren Bearbeitung dient. Weiterhin kommen – wo vorhanden – Dinkel- und andere Getreidespelzen aus einer Schälmühle in Frage. Sie liegen recht locker und ermöglichen den Einsatz einer Hacke.

Im Zusammenhang mit Strohmulch wurde immer wieder die angebliche Stickstoff (N)- Fixierung als problematisch erachtet. Dazu die Zeitschrift "Gemüse" (1/91, S.110): "Nmin-Analysen unter dem Strohmulch zeigten im Vergleich zu anderen Mulcharten und zu unbedecktem Boden keine N-Fixierung." Mehr dazu unter dem Stichwort Nährstoffhaushalt, Kapitel "Der Mulch als Biotop".



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